Viele Menschen, die nach großen Gewinnen suchen, stellen sich irgendwann die Frage: Was passiert eigentlich, wenn ich im Lotto, Online-Casino oder bei einer Sportwette plötzlich richtig abräume? Ein großer Gewinn ist zweifellos ein Grund zur Freude – der Einsatz war gering, der Gewinn vielleicht sogar lebensverändernd. Und das Beste: In vielen Fällen meldet sich das Finanzamt gar nicht. Zumindest nicht sofort. Doch so einfach ist es dann doch nicht – denn rund um Spiel-, Wett- und Lottogewinne gibt es einige steuerliche Besonderheiten, die man gerade bei größeren Beträgen kennen sollte. In diesem Artikel klären wir, wann Glücksspielgewinne in Deutschland steuerfrei sind und in welchen Fällen doch das Finanzamt mitverdient.
Die 7 Einkunftsarten nach dem Einkommensteuergesetz (EStG):

Das deutsche Einkommensteuergesetz regelt, welche Einnahmen steuerpflichtig sind. Insgesamt gibt es sieben Einkunftsarten, die versteuert werden müssen. Dazu gehören:
- Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft (z. B. aus dem Betrieb eines Bauernhofs oder einer Gärtnerei)
- Einkünfte aus Gewerbebetrieb (z. B. Handel, Gastronomie, Produktion).
- Einkünfte aus selbständiger Arbeit (Freelancing)
- Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit (z. B. Gehälter von Arbeitnehmern)
- Einkünfte aus Kapitalvermögen (z. B. Zinsen, Dividenden, Gewinne aus Aktienverkäufen)
- Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung (Immobilien oder Grundstücken)
- Sonstige Einkünfte (z. B. Renten, Unterhaltsleistungen oder private Veräußerungsgeschäfte wie z. B. Verkauf von Kryptowährungen oder Immobilien unter bestimmten Bedingungen).
Alles, was nicht unter diese Kategorien fällt – wie etwa viele Glücksspielgewinne – bleibt in der Regel steuerfrei.
Wie sieht es in der Praxis aus?
Lotto
Obwohl ein Lottogewinn in Deutschland steuerfrei ist, können dennoch steuerliche Verpflichtungen entstehen, sobald man beginnt, den Gewinn anzulegen oder zu verschenken.
Wer den Gewinn auf einem Sparbuch oder Tagesgeldkonto parkt, muss nur auf die Zinsen Steuern zahlen – nicht auf das Kapital selbst. Diese Zinserträge unterliegen der sogenannten Abgeltungssteuer von 25 % (zuzüglich Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer). Es gibt jedoch einen Freibetrag: 1.000 € für Einzelpersonen bzw. 2.000 € für Verheiratete. Nur Zinsen, die über diesen Betrag hinausgehen, sind steuerpflichtig.
Wenn man in Immobilien oder Aktien investiert, gelten ebenfalls steuerliche Regelungen für Mieteinnahmen oder Kapitalerträge.
Wenn man sein Glück mit anderen teilen möchte und einen Teil Ihres Gewinns verschenkt, greift die Schenkungssteuer. Diese richtet sich nach dem Verwandtschaftsgrad zwischen dem Scheidenden und dem Beschenkten. Für Kinder gilt z. B. ein Freibetrag von 400.000 € – bis zu dieser Summe bleibt eine Schenkung steuerfrei. Schenkungen, die darüber hinausgehen, müssen vom Beschenkten versteuert werden. Bei entfernteren Verwandten oder Freunden sind die Freibeträge deutlich niedriger.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Gewinne nur dann in Deutschland steuerfrei sind, wenn die Lottogesellschaft ihren Sitz in Deutschland hat. Bei Gewinnen aus dem Ausland gelten die Steuergesetze des jeweiligen Landes.
Spielbanken und Online Casinos
Gewinne aus legalem Glücksspiel – sei es in einer staatlich lizenzierten Spielbank oder in einem Online-Casino mit deutscher oder EU-Lizenz – sind in Deutschland steuerfrei. Es gibt aber mindestens 2 Faelle in denen, sie doch versteuert werden koennen. Welche sind es?
- Gewinne aus nicht EU-lizenzierten Casinos
Gewinne aus Online-Casinos mit Lizenz außerhalb der EU, etwa aus Curaçao oder Gibraltar, können in Deutschland steuerlich problematisch sein. Solche Anbieter sind in Deutschland offiziell nicht zugelassen, was zur Folge haben kann, dass das Finanzamt die Gewinne als sonstige Einkünfte einstuft. Es kann also eine Steuerpflicht entstehen, insbesondere wenn die Gewinne ins Inland überwiesen werden oder auffällig hohe Beträge im Spiel sind.
- Regelmäßige Gewinne
Wer regelmäßig mit Glücksspielen Geld verdient – egal ob online oder in Spielbanken – läuft Gefahr, vom Finanzamt als Berufsspieler eingestuft zu werden. In diesem Fall gelten die Gewinne nicht mehr als steuerfrei, sondern werden als Einkommen aus gewerblicher Tätigkeit gewertet. Das kann zu einer Einkommensteuerpflicht führen, ggf. auch zur Gewerbesteuer. Entscheidend ist hier, ob eine Gewinnerzielungsabsicht und ein systematisches Vorgehen vorliegen.
Sportwetten
Bei Sportwetten verhält es sich genauso wie bei Casinogewinnen. Das bedeutet, dass
Gewinne aus Sportwetten steuerfrei sind, sofern man bei legalen, lizenzierten Anbietern wettet – also bei deutschen oder EU-lizenzierten Buchmachern.
Ebenso wie bei Casinos unterliegen Gewinne aus nicht zugelassenen Wettanbietern (z.B. mit Curaçao-Lizenz) möglicherweise der Besteuerung – das Finanzamt kann sie als sonstige Einkünfte einstufen. Zudem werden Spieler, die regelmäßig erhebliche Gewinne aus Sportwetten erzielen, möglicherweise als Berufsspieler eingestuft, was steuerliche Konsequenzen nach sich ziehen kann.
Der einzige wesentliche Unterschied besteht auf Anbieterseite: Während Wettbüros in Deutschland 5% Wettsteuer auf Einsätze zahlen müssen, sind Casino-Betreiber von dieser Abgabe befreit.
Wie behalte ich den Großteil meiner Gewinne?
Jeder kennt Geschichten von Menschen, die große Summen gewonnen – und alles schnell wieder ausgegeben haben. Der kurzfristige Reiz des Geldes führt oft zu langfristigen Fehlern. Wie bleibt man also klug und macht das Beste aus einem großen Gewinn?
Zunächst sollte man bestehende Schulden in den Blick nehmen, besonders solche mit hohen Zinsen wie Dispokredite oder Kreditkartenschulden. Diese zu tilgen bringt sofortige Entlastung und spart teure Zinskosten. Bei größeren Krediten wie Immobilienfinanzierungen kann eine Sondertilgung oft fünfstellige Beträge an Zinskosten einsparen.
Es empfiehlt sich außerdem, einen Notgroschen für unerwartete Ausgaben anzulegen, idealerweise auf einem Tagesgeldkonto, das aktuell wieder Zinsen bietet. Viele Finanzexperten empfehlen, Rücklagen für mindestens sechs Monatsausgaben bereitzuhalten. Dieser Puffer schützt vor unvorhergesehenen Ereignissen wie Jobverlust oder größeren Reparaturen.
Wer seine Gewinne vermehren möchte, sollte über Investments in breit gestreute ETFs nachdenken, wie etwa den S&P 500-ETF, der die 500 größten US-Unternehmen abbildet und historisch eine durchschnittliche Rendite von etwa zehn Prozent pro Jahr erzielt hat. Alternativen sind weltweit streuende Indexfonds oder Festgeldanlagen mit garantierter Verzinsung.
Mit der richtigen Strategie wird aus einem einmaligen Gewinn lebenslange finanzielle Sicherheit!
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