Mittwoch, März 12

Inkassobüros und ihre rechtlichen Grenzen

Inkassobüros übernehmen das Forderungsmanagement für Gläubiger, doch nicht jede Methode ist zulässig. Verbraucher sollten ihre Rechte kennen, um sich gegen unberechtigte Forderungen zu schützen. Dieser Artikel klärt auf, was Inkassounternehmen nicht dürfen, welche Gesetze – wie das Rechtsdienstleistungsgesetz (RDG) – greifen, und wie Sie unseriöse Inkassounternehmen erkennen. Zudem erfahren Sie, wann ein gerichtliches Mahnverfahren droht und wie Sie sich gegen Inkassogebühren wehren können.

1. Drohungen und Einschüchterung sind verboten

Ein Inkassobüro darf Schuldner an offene Rechnungen erinnern, aber keine unlauteren Druckmittel verwenden. Drohungen mit einer Zwangsvollstreckung oder einem Vollstreckungsbescheid ohne Mahnverfahren sind unzulässig. Ebenso wenig sollten Schuldner durch übertriebene Konsequenzen oder Hausbesuche unter Druck gesetzt werden.

Wichtig: Auch wenn ein Inkassounternehmen eingeschaltet wurde, bedeutet das nicht, dass die Forderung berechtigt ist. Schuldner sollten die Forderung überprüfen lassen und prüfen, ob es sich um eine berechtigte Forderung handelt.

2. Überhöhte Inkassogebühren sind unzulässig

Ein Inkassodienstleister gesetzlich verpflichtet, sich an angemessene Gebühren zu halten. Die Höhe der Kosten muss im Verhältnis zur Hauptforderung stehen und dürfen als der Betrag eines Rechtsanwalts nicht überschritten werden.

Welche Kosten sind angemessen?

  • Inkassogebühren müssen nachvollziehbar sein.
  • Preisen und Konditionen müssen offengelegt werden, um Preistreiberei zu verhindern.
  • Die Höhe der Inkassokosten darf nicht unverhältnismäßig sein.
  • Seriöse Inkassounternehmen halten sich an gesetzliche Vorgaben.

3. Unerlaubte Anrufe und Kontaktversuche

Ein Inkassounternehmen darf Schuldner nicht ständig kontaktieren. Exzessive Anrufe oder Kontaktaufnahmen zu unpassenden Zeiten sind verboten.

Erlaubte Kontaktzeiten:

  • Wochentags: zwischen 8:00 und 20:00 Uhr
  • An Sonn- und Feiertagen: sind Anrufe unzulässig

Was tun bei Belästigung?

  • Dokumentieren Sie die Anrufe mit Datum und Uhrzeit.
  • Setzen Sie sich mit der zuständigen Aufsichtsbehörde oder der Verbraucherzentrale in Verbindung.
  • Nutzen Sie den Inkasso-Check der Verbraucherzentrale zur Überprüfung der Forderung.

4. Kontakt zu Dritten ist verboten

Inkassounternehmen dürfen nur mit dem Schuldner kommunizieren. Kontakt zu Familie, Arbeitgeber oder Nachbarn verstößt gegen Datenschutzgesetze.

Achtung: Auch die Androhung, den Arbeitgeber zu informieren, ist illegal.

Was tun?

  • Fordern Sie das Inkassounternehmen auf, die Kontaktaufnahme zu unterlassen.
  • Melden Sie Verstöße an Datenschutzbehörden oder die zuständige Aufsichtsbehörde.

5. Unberechtigte Forderungen eintreiben ist verboten

Nicht jede Forderung besteht tatsächlich. Forderungen sind legitim, wenn sie nachweislich auf einem Vertrag basieren und noch nicht verjährt sind. Nutzen Sie den Inkasso-Check, um zu prüfen, ob Sie Geld bezahlen müssen.

Wann ist eine Forderung unzulässig?

  • Erkennen Sie unseriöse Forderungen, indem Sie alle Details genau prüfen.
  • Wenn die wesentlichen Umstände des Vertragsschlusses unklar sind.
  • Falls die Forderung bereits beglichen wurde.
  • Falls das Unternehmen nicht im Rechtsdienstleistungsregister verzeichnet ist.

6. Schriftliche Mahnungen müssen klare Angaben enthalten

Ein Inkassoschreiben darf nicht den Eindruck erwecken, von einem Gericht zu stammen. Es muss alle wichtigen Angaben enthalten:

Verpflichtende Angaben:

  • Name und Adresse des Gläubigers
  • Höhe der Forderung inkl. detaillierter Aufschlüsselung (z. B. Hauptforderung, Zinsen geltend gemacht, Mahngebühren)
  • Rechtsgrundlage der Forderung
  • Angaben zum ursprünglichen Gläubiger, falls die Forderung verkauft wurde
  • Kontaktmöglichkeit zum Inkassounternehmen
  • Hinweise zu Widerspruchsmöglichkeiten innerhalb von zwei Wochen

7. Widerspruch gegen eine Forderung darf nicht ignoriert werden

Schuldner haben das Recht, einer Forderung zu widersprechen. Ein Widerspruch gegen die Forderung muss vom Inkassounternehmen akzeptiert werden. Solange der Widerspruch geprüft wird, dürfen keine weiteren Maßnahmen eingeleitet werden.

Wie legt man Widerspruch ein?

  • Schriftlich per Einschreiben mit Rückschein
  • Forderung prüfen und begründen, warum sie unzulässig ist
  • Nachweise (z. B. Kontoauszüge, Verträge) beilegen
  • Verlangen Sie eine schriftliche Bestätigung des Eingangs

8. Inkasso ohne Zulassung ist illegal

Ein Inkassounternehmen muss im Rechtsdienstleistungsregister eingetragen sein. Wer beauftragt Inkassounternehmen, sollte dies ebenfalls prüfen.

Wie prüfen?

  • Überprüfen Sie, ob das Unternehmen registriert ist.
  • Falls nicht, handelt es sich um ein unseriöses Inkassounternehmen.
  • Nutzen Sie den Inkasso-Check der Verbraucherzentrale.

9. Gerichtliches Vorgehen bleibt dem Gläubiger vorbehalten

Ein Inkassounternehmen kann selbst keine Klage einreichen. Nur der Gläubiger kann ein gerichtliches Mahnverfahren oder einen Vollstreckungsbescheid beantragen.

Wie sollten Schuldner reagieren?

  • Prüfen Sie genau, ob eine konkrete Forderung einkassiert werden darf.
  • Wenden Sie sich an einen Anwalt, wenn ein gerichtliches Mahnverfahren droht.
  • Forderungen schriftlich widersprechen, falls Zweifel bestehen.

Fazit: Rechte kennen, unzulässige Inkassomethoden abwehren

Viele Schuldner erhalten Post von einem Inkassounternehmen und wissen nicht, ob sie eine Zahlung leisten müssen. Inkassounternehmen ergänzende Angaben sind entscheidend, um eine berechtigte Forderung von einer unzulässigen zu unterscheiden. Wer eine unberechtigte Forderung bereits erhalten hat oder einen Mahnbescheid zugestellt bekommt, sollte sich informieren und die Kontrolle der Forderung übernehmen.

Wichtige Schritte für Schuldner:

  1. Inkasso-Check nutzen – Überprüfen Sie die Forderung.
  2. Einspruch kommt infrage – Unberechtigte Forderungen widersprechen.
  3. Verbraucherzentralen kontaktieren – Unterstützung einholen.
  4. Anwalt konsultieren – Bei gerichtlichen Schritten.
  5. Woran erkennen Schuldner unseriöse Forderungen? – Informieren Sie sich umfassend!

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