Ab dem Jahr 2027 wird die CO₂-Bepreisung in der Europäischen Union auf neue Sektoren ausgeweitet. Die Einführung des zweiten Emissionshandelssystems (ETS II) betrifft direkt den Wärme- und Verkehrssektor – und somit Millionen Haushalte und Unternehmen. Wir sehen uns in diesem Artikel an, was Klimaschutz kosten wird ab 2027 und darüber hinaus.
CO₂-Steuer 2027: Das ändert sich
Mit dem Start des neuen europäischen Emissionshandelssystems ETS II wird die CO₂-Bepreisung nicht mehr nur auf Industrie und Energieerzeugung begrenzt bleiben. Künftig unterliegen auch Emissionen aus dem Straßenverkehr und aus dem Gebäudebereich der verpflichtenden Zertifikatspflicht. Dabei handelt es sich im Kern nicht um eine klassische Steuer, sondern um einen marktbasierten Mechanismus mit einer mengenmäßigen Begrenzung (Cap-and-Trade).
Ziel dieser Maßnahme ist es, den CO₂-Ausstoß in bisher kaum regulierten Bereichen systematisch zu senken und damit die Klimaziele der EU bis zum Jahr 2030 zu erreichen. Durch den Verkauf von Emissionszertifikaten erhalten Emissionen einen Preis, der sich dynamisch am Markt bildet – von aktuell 55 bis 65 Euro pro Tonne CO₂ mit Prognosen von bis zu 300 Euro pro Tonne in der Spitze.
Wie funktioniert der Emissionshandel für Verkehr und Wärme ab 2027?
Das Grundprinzip bleibt einfach: Unternehmen oder Brennstofflieferanten müssen für jede emittierte Tonne CO₂ ein Zertifikat erwerben. Die Gesamtzahl dieser Zertifikate wird jährlich gesenkt – das reduziert den Spielraum für Emissionen und erhöht langfristig den CO₂-Preis.
ETS2 ab 2027 bedeutet konkret: Der Zertifikatehandel gilt für Heizöl und Erdgas, aber auch für Kraftstoff wie Benzin und Diesel. Das betrifft sowohl private Haushalte, die mit Öl oder Gas heizen, als auch Autofahrer – etwa mit bis zu 38 Cent pro Liter Benzin als Zusatzbelastung. Der Bundestag hat am 31.01.2025 beschlossen, das Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) entsprechend anzupassen.
Konkrete Zahlen: CO₂-Preis ab 2027 und Entwicklung seit 2021
Seit 2021 besteht in Deutschland eine nationale CO₂-Abgabe, beginnend bei 25 Euro pro Tonne. Im Jahr 2023 lag der CO₂-Preis bereits bei 30 Euro, stieg 2024 auf 45 Euro und soll laut Regierungsplänen 2025 auf 55 Euro pro Tonne und ab 2026 auf 65 Euro pro Tonne CO₂ steigen. Eine Preisentwicklung von 45 auf 55 Euro pro Tonne CO₂ bedeutet für viele Haushalte: höhere Heizkosten, insbesondere wenn mit fossilen Brennstoffen wie Erdgas oder Heizöl geheizt wird.
Ein durchschnittlicher Jahresverbrauch von 20.000 kWh für ein Einfamilienhaus kann so schnell zu Zusatzkosten in Höhe von mehreren Hundert Euro führen. Rechnet man mit einem CO₂-Preis von 65 Euro pro Tonne und 200 Gramm CO₂-Ausstoß pro kWh Gas, ergibt das etwa 260 Euro zusätzliche Heizkosten – ohne technische Effizienzsteigerung.
Welche Auswirkungen hat die CO₂-Bepreisung auf Verbraucher?
Die Einführung der CO₂-Steuer betrifft in erster Linie:
- Haushalte, die mit fossilen Energien heizen (z. B. Erdgas, Heizöl).
- Autofahrer, die mit Diesel oder Benzin fahren – 3 Cent bei Benzin je 10 Euro Preisanstieg pro Tonne CO₂.
- Mieter, bei denen höhere Energiekosten auf die Nebenkosten umgelegt werden.
Die Belastung könnte bei einem Liter Benzin 35 bis 38 Cent betragen, wenn sich der Zertifikatspreis zwischen 100 und 150 Euro pro Tonne CO₂ bewegt. Der ADAC warnt bereits vor einer „verdeckten Steuererhöhung“ ohne ausreichenden sozialen Ausgleich.
Wie berechnen sich die Kosten pro Kilowattstunde und Liter?
- CO₂-Abgabe: rund 12–14 Cent pro Kilowattstunde bei fossiler Wärme ab 2027.
- Preisaufschlag bei Kraftstoff: bis zu 60 Cent pro Liter möglich.
- Bei einem Verbrauch von 20.000 kWh entstehen zusätzliche Kosten von rund 300 Euro jährlich.
Ein Preis von 65 Euro pro Tonne CO₂ entspricht etwa 6,5 Cent je Liter Heizöl oder 6 Cent bei Erdgas. Der Preis pro Kilowattstunde steigt entsprechend auf bis zu 14 Cent bei ineffizienten Systemen. Das führt dazu, dass Wärmepumpen und andere erneuerbare Energien langfristig günstiger werden.
Anreize für den Umstieg: Wärmepumpen und Elektroautos
Das System ist nicht nur Belastung, sondern bietet auch Anreiz für die energetische Sanierung:
- Wärmepumpen profitieren von niedrigeren laufenden Kosten bei steigendem CO₂-Preis.
- Elektroautos werden günstiger im Betrieb, weil Strom weniger CO₂-intensiv und steuerlich begünstigt ist.
- Förderungen für Heizungsumstellungen, neue Fenster und Dämmmaßnahmen werden verstärkt.
Wer ab 2025 beginnt umzusteigen, kann bis 2030 erhebliche Einsparungen erzielen – insbesondere wenn fossile Preise sich weiter nach oben bewegen.
Strategien für Unternehmen und Haushalte bis 2030
Für Unternehmen:
- Reduktion des Energieverbrauchs in kWh pro Produktionseinheit.
- Umstieg auf Strom aus erneuerbaren Energien.
- Nutzung von BEHG-konformen Brennstoffen und technologieoffener Fuhrparkmodernisierung.
Für Haushalte:
- Heizungswechsel von Öl oder Gas auf erneuerbare Systeme.
- Installation von PV-Anlagen zur Eigenstromnutzung.
- Investition in Dämmung und effiziente Fenster.
Das Ziel der Bundesregierung: Klimaneutralität bis 2045. Doch die entscheidenden Weichen werden schon bis zum Jahr 2026 gestellt.
Fazit: Die CO₂-Steuer 2027 als ökonomischer Hebel zur Transformation von Heizung, Verkehr und Industrie
Die CO₂-Steuer ab dem Jahr 2027 markiert einen Wendepunkt in der europäischen Klimapolitik. Als Teil der umfassenden CO₂-Bepreisung entfaltet sie ihre Wirkung über steigende Kosten für fossile Energieträger – von Heizöl über Erdgas bis hin zu Kraftstoffen. Der CO₂-Preis, der in Euro pro Tonne CO₂ ausgewiesen wird, wird nicht mehr staatlich festgelegt, sondern durch Angebot und Nachfrage im ETS2 bestimmt. Prognosen reichen von rund 55 Euro pro Tonne CO₂ im Einstiegsjahr bis deutlich über 100 Euro mittelfristig.
Diese Entwicklung erzeugt sowohl einen unmittelbaren finanziellen Druck als auch langfristige Investitionsanreize. Wer heute noch mit einer konventionellen Heizung arbeitet, muss sich auf deutlich steigende Heizkosten einstellen. Die zusätzliche CO₂-Abgabe wird ab 2027 jedes Kilogramm Ausstoß messbar verteuern. Für Eigentümer und Mieter bedeutet das: Ein aktiver Umstieg auf eine Wärmepumpe oder andere klimafreundliche Systeme kann mittelfristig nicht nur den CO₂-Ausstoß reduzieren, sondern auch die Abgabe deutlich senken.
Die CO₂-Bepreisung wirkt somit doppelt: Sie verteuert umweltschädliches Verhalten und belohnt klimafreundliche Investitionen. Unternehmen wie private Haushalte sollten die verbleibende Zeit bis zur Einführung der vollen ETS2-Verpflichtung nutzen, um ihre Infrastruktur, ihre Mobilität und ihre Wärmeversorgung anzupassen. Denn nur wer frühzeitig reagiert, wird den steigenden Preis pro Tonne CO₂ nicht als Belastung, sondern als Chance begreifen.
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