Die Arbeitsbescheinigung ist ein zentrales Dokument im deutschen Sozialrecht. Besonders für den Bezug von Arbeitslosengeld oder Bürgergeld ist sie unerlässlich. Doch viele Menschen – sowohl Beschäftigte als auch Unternehmen – sind unsicher, wann und wie die Bescheinigung auszustellen und an die Agentur für Arbeit zu übermitteln ist. In diesem ausführlichen Beitrag beantworten wir alle häufig gestellten Fragen und klären, was sich seit Januar 2025 geändert hat.
Was ist eine Arbeitsbescheinigung und wofür wird sie benötigt?
Die Arbeitsbescheinigung ist ein Formular, das vom Arbeitgeber ausgestellt wird und Informationen über das Beschäftigungsverhältnis enthält. Die Agentur für Arbeit benötigt dieses Dokument, um die Anspruchsvoraussetzungen für Leistungen wie Arbeitslosengeld 2, Bürgergeld oder Übergangsgeld zu prüfen.
Zweck der Arbeitsbescheinigung
- Prüfung auf Anspruch nach § 57 SGB II
- Grundlage für die Berechnung des Arbeitslosengeldes
- Nachweis der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung
- Pflichtnachweis bei Antrag auf Bürgergeld oder Übergangsgeld
Die Arbeitsbescheinigung ist für Arbeitgeber gesetzlich verpflichtend, sobald das Arbeitsverhältnis endet oder auf Wunsch der Agentur für Arbeit.
Seit dem 1. Januar 2023: Elektronische Übermittlung Pflicht
Seit dem 1. Januar 2023 müssen Arbeitgeber die Bescheinigungen elektronisch erstellen und an die Bundesagentur für Arbeit übermitteln. Dies erfolgt über das Portal sv.net oder mithilfe von zertifizierter Lohnsoftware.
Die Rolle von BEA: Bescheinigungen elektronisch annehmen
Die Bundesagentur für Arbeit stellt dafür den Service BEA zur Verfügung – das steht für „Bescheinigungen elektronisch annehmen“. Damit wird der gesamte Prozess der Abgabe der Arbeitsbescheinigung digitalisiert. Arbeitgeber stellen die Arbeitsbescheinigung aus und übermitteln sie elektronisch an die Agentur für Arbeit.
Pflicht zur elektronischen Übermittlung
Gemäß gesetzlicher Regelung besteht eine Pflicht zur elektronischen Übermittlung. Ausnahmen gelten nur in Härtefällen, etwa bei kleinen Unternehmen ohne digitale Infrastruktur.
Was muss die Arbeitsbescheinigung enthalten?
Angaben in der Arbeitsbescheinigung
Die Bescheinigung muss alle relevanten Informationen enthalten:

- Beschäftigungsdauer
- Bruttoarbeitsentgelt (z. B. 2.000 Euro monatlich)
- Kündigungsgrund
- Arbeitszeitmodell
- Fehlzeiten (Krankheit, Elternzeit)
- Angaben zu Sonderzahlungen
- Sozialversicherungspflicht
Diese Angaben in der Arbeitsbescheinigung trifft der ehemalige Arbeitgeber – falsch oder unvollständig ausgefüllte Bescheinigungen können zu Leistungsunterbrechungen führen.
Wer muss die Arbeitsbescheinigung ausstellen und wann?
Pflichten für Arbeitgeber
Der ehemalige Arbeitgeber ist gesetzlich verpflichtet, bei Beendigung eines Arbeitsverhältnisses die Arbeitsbescheinigung auszustellen und an die Agentur zu übermitteln. Es spielt dabei keine Rolle, ob der Mitarbeiter direkt in einen neuen Job wechselt oder kein Arbeitslosengeld beantragen möchte – die Pflicht bleibt bestehen.
Arbeitsbescheinigung anfordern – so geht’s
Arbeitnehmer können jederzeit die Arbeitsbescheinigung vom Arbeitgeber anfordern, insbesondere wenn sie eine neue Tätigkeit aufnehmen oder Leistungen beantragen möchten.
Frage: Gibt es eine Frist?
Antwort: Das Gesetz gibt keine konkrete Frist vor, aber die Praxis verlangt eine zeitnahe Ausstellung der Arbeitsbescheinigung. Eine realistische Frist setzen kann helfen, die Abgabe zu beschleunigen. Arbeitnehmer sollten ihren Anspruch schriftlich geltend machen.
Welche Formulare gibt es?
Unterschiedliche Formulare – je nach Leistung
Die Arbeitsagentur stellt zwei verschiedene Formulare zur Verfügung:
- Arbeitsbescheinigung für die Agentur für Arbeit – bei Anspruch auf Arbeitslosengeld
- Arbeitsbescheinigung für das Jobcenter (SGB II) – bei Bezug von Bürgergeld oder Arbeitslosengeld 2
Wichtig: Auch ehemalige Beschäftigte oder die Agentur für Arbeit können die Ausstellung verlangen.
Digitale Unterstützung für Arbeitgeber
Elektronische Ausfüllhilfe über sv.net
Über die Plattform sv.net können Arbeitgeber die Arbeitsbescheinigung ausfüllen und direkt an die Arbeitsagentur senden. Diese elektronische Ausfüllhilfe bietet Plausibilitätsprüfungen und ist datenschutzkonform.
Arbeitsbescheinigung nach § 57 SGB II – wichtig für das Bürgergeld
Gerade im Rahmen des neuen Bürgergelds ist die Arbeitsbescheinigung vom Arbeitsamt wichtig, um Rückforderungen oder falsche Berechnungen zu vermeiden.
Was tun bei Problemen mit der Ausstellung?
Arbeitgeber verweigert Ausstellung
Wenn Arbeitgeber die Arbeitsbescheinigung nicht ausstellen, sollten Betroffene dies bei der Agentur für Arbeit melden. Die Agentur kann den Arbeitgeber zur Abgabe der Arbeitsbescheinigung auffordern.
Arbeitsbescheinigung rückwirkend einfordern
Es ist auch möglich, eine Arbeitsbescheinigung rückwirkend zu erhalten, wenn ein älteres Arbeitsverhältnis noch nicht korrekt gemeldet wurde oder Angaben fehlen.
Arbeitsbescheinigung und Arbeitsbestätigung – der Unterschied
Häufig wird die Arbeitsbescheinigung mit der Arbeitsbestätigung verwechselt. Die Bescheinigung dient der Leistungsberechnung, während die Bestätigung lediglich eine Beschäftigungszeit dokumentiert, ohne Gehaltsangaben.
Checkliste für Arbeitnehmer
- Arbeitsbescheinigung anfordern – idealerweise am letzten Arbeitstag
- Angaben in der Arbeitsbescheinigung prüfen
- Fehlerhafte Bescheinigungen melden
- Bei Problemen mit der Arbeitsagentur oder dem Arbeitsamt Kontakt aufnehmen
Checkliste für Arbeitgeber
- Arbeitsbescheinigung zeitnah ausstellen
- Bescheinigungen elektronisch über BEA versenden
- Angaben korrekt und vollständig erfassen
- Rückfragen der Beschäftigten oder der Agentur für Arbeit zügig beantworten
Fazit: Arbeitsbescheinigungen 2023 – Pflicht und Chance
Die Ausstellung einer Arbeitsbescheinigung ist kein optionaler Service – sie ist gesetzlich vorgeschrieben und grundlegend für die korrekte Leistungsberechnung durch die Agentur für Arbeit. Arbeitgeber müssen die Arbeitsbescheinigung ausstellen, idealerweise digital über BEA, und die Bescheinigung elektronisch übermitteln.
Arbeitnehmer wiederum sollten frühzeitig tätig werden, die Arbeitsbescheinigung anfordern und ihre Unterlagen vollständig einreichen, um Arbeitslosengeld oder Bürgergeld ohne Verzögerung zu erhalten.
Wer seine Pflichten kennt und korrekt umsetzt, hilft nicht nur der Verwaltung, sondern unterstützt auch die soziale Sicherheit von Millionen Menschen in Deutschland.
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