Es klingt erst einmal gut.
So schön.
So gerecht.
Fast wie ein spätes Dankeschön an Millionen Menschen, die ein Leben lang gearbeitet haben:
„Die Rente steigt!“
In den Nachrichten klingt das nach sozialem Fortschritt.
Nach Anerkennung.
Nach einem Staat, der sich kümmert.
Ich stehe in wenigen Jahren vor dem sogenannten Ruhestand.
Ich bekomme regelmäßig meine Renteninformation – und rechne, wie viele andere auch.
Ich beobachte, wie es denen ergeht, die ein paar Jahre älter sind als ich. Und ich merke schon jetzt:
Was da auf uns zukommt, ist keine Belohnung.
Es ist eine kalte Abrechnung.
Rentenerhöhung? Eher Realitätsverweigerung.
Was mir als soziale Wohltat verkauft wird, ist ein Taschenspielertrick.
Mehr Bruttorente – das stimmt.
Aber am Ende bleibt weniger Netto.
Denn mit der Erhöhung steigen auch die Abzüge:
Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Steuern.
Und für viele bedeutet eine minimale Erhöhung sogar, dass sie plötzlich ihren Anspruch auf Wohngeld oder Grundsicherung verlieren.
Ich beobachte es bei Menschen in meinem Umfeld. Frauen, die 40 Jahre gearbeitet haben, teils in Teilzeit, weil sie Kinder großgezogen oder Angehörige gepflegt haben. Männer, die ihr Leben lang in Schichten gearbeitet haben. Und was bleibt ihnen? Eine Rente, die nicht reicht. Eine „Erhöhung“, die in Wahrheit Verluste bringt.
Das Renten-„Plus“ ist in Wahrheit ein Abzug von Würde.
Ich frage mich immer öfter:
Wofür habe ich eigentlich mein Leben lang geschuftet?
Ich bin kein Einzelfall. Ich bin gesundheitlich nicht mehr topfit, aber jeden Tag im Einsatz.
Ich habe gearbeitet, ein Kind großgezogen, Angehörige gepflegt. Ich habe Steuern gezahlt, Rentenbeiträge entrichtet,
verzichtet,
durchgehalten.
Auch dann, wenn es schwer war.
Und jetzt?
Jetzt soll ich brav weiterzahlen – mit der Aussicht auf ein Altersleben, in dem ich jeden Cent umdrehen muss?
Die Politik nennt das „nachhaltig“. Ich nenne es zynisch.
Denn was bedeutet „nachhaltig“, wenn die Menschen, für die das System gemacht wurde, nach dem Arbeitsleben keine Sicherheit mehr haben?
Ich schaue in die Zukunft – und sehe: Verlust
Ich rechne.
Ich plane.
Ich versuche, mich vorzubereiten.
Aber alles, was ich sehe, ist:
Es wird nicht reichen.
Die Mieten steigen. Die Medikamente werden teurer. Die Stromkosten sind explodiert. Und selbst die einfachsten Dinge des Alltags – Butter, Brot, Obst – reißen inzwischen ein Loch ins Monatsbudget.
Und das, bevor ich überhaupt in Rente bin.
Wie soll das erst mit 67 werden?
Wenn ich gesundheitlich eingeschränkter bin.
Wenn ich keinen Nebenjob mehr machen kann.
Wenn ich tatsächlich auf das angewiesen bin, was mir das Rentensystem „gönnt“.
Ich sehe, wie viele über 67-Jährige kämpfen. Nicht für den Urlaub, nicht für Luxus – sondern ums Überleben.
Was für ein Hohn auf ein Lebenswerk.
Das System ist ehrlich – aber nur in einer Hinsicht: Es zeigt, was es von uns hält.
Von uns Frauen, die jahrzehntelang doppelt gearbeitet haben – im Beruf und zu Hause.
Von all denen, die das Land mit aufgebaut haben, die sich durch Krisen gekämpft haben, die Kinder großgezogen, Angehörige gepflegt und die Gesellschaft am Laufen gehalten haben.
Und was ist unser Lohn?
Ein Rentenplus, das in Wirklichkeit ein Minus ist.
Eine kalte Verwaltung, die alles prüft – außer, was ein Leben wert ist.
Und eine Politik, die uns erklärt, dass wir „leider zu teuer“ geworden sind.
Ich bin wütend. Und ich bin enttäuscht.
Denn ich habe geglaubt, dass mein Einsatz zählt. Dass er sich auszahlt – wenigstens am Ende.
Ich wollte keine Reichtümer. Nur ein würdiges, sicheres Alter.
Aber ich sehe, dass ich stattdessen auf eine Zeit zusteuere, in der ich mich für jede Kleinigkeit rechtfertigen muss:
Dafür, dass ich krank bin. Dass ich nicht mehr alles leisten kann. Oder einfach nur: dass ich noch da bin.
Was ist das für ein Umgang mit Menschen?
Die Rentenfrage ist keine Zahl – sie ist ein Spiegel
Ein Spiegel, der zeigt, wie viel Respekt wir alten Menschen entgegenbringen.
Ein Spiegel, der zeigt, ob eine Gesellschaft wirklich solidarisch ist – oder nur so tut.
Und ich muss sagen: Wenn ich heute in diesen Spiegel blicke, dann sehe ich ein System, das sagt:
„Werde ruhig alt – aber bitte nicht krank. Nicht anspruchsvoll. Und vor allem: Nicht teuer.“
Es ist Zeit für Ehrlichkeit – und für Wandel
Ich wünsche mir eine Politik, die uns nicht mit Floskeln abspeist.
Ich wünsche mir eine Gesellschaft, die ihre Alten nicht als Last, sondern als Teil ihres Fundaments begreift.
Und ich wünsche mir ein Rentensystem, das nicht nur rechnerisch aufgeht – sondern auch menschlich.
Denn Würde im Alter ist kein Luxus.
Sie ist der Prüfstein für den moralischen Zustand einer Gesellschaft.
Und ich sage es ganz ehrlich:
Ich habe Angst vor dem, was da kommt.
Aber ich habe auch Wut. Und die Hoffnung, dass wir noch etwas ändern können.
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